Lassen Sie uns zuerst einige Grundlagen klären. Vegetarier essen kein Fleisch. Einige von ihnen essen Fisch (sogenannte Pescetarier), andere Milchprodukte und Eier (diese sind Lacto-Vegetarier), die striktesten sind Veganer, die nichts Tierisches essen - nicht einmal Honig.
Auf den ersten Blick scheint es, dass Vegetarier in einem besseren Gesundheitszustand sein sollten. Tatsächlich zeigen viele Studien, dass Pflanzenfresser oft einen niedrigeren Blutdruck, weniger Cholesterin und weniger Probleme mit Übergewicht haben. Aber - ist es wirklich so einfach?
Schockierende österreichische Studie: Sind Vegetarier weniger gesund?
Im Jahr 2024 sorgte eine ziemlich aufsehenerregende Studie aus Österreich für Aufsehen, die die Ernährungsfraktionen auf der ganzen Welt durcheinanderbrachte. Eine Gruppe von Forschern der Medizinischen Fakultät Graz verglich den Gesundheitszustand von über 1300 erwachsenen Österreichern, die in vier Gruppen unterteilt waren: vollständige Vegetarier, die hauptsächlich pflanzliche Nahrung essen, aber auch etwas Fleisch, Allesesser mit moderatem Fleischkonsum und Vielesser, die viel Fleisch essen.
Und das Ergebnis? Überraschend. Es stellte sich heraus, dass Vegetarier - obwohl sie weniger Gewicht hatten und weniger Alkohol tranken - häufiger über Krebserkrankungen, Allergien, Depressionen und Angstzustände berichteten. Außerdem nahmen sie seltener an ärztlichen Untersuchungen teil und ließen sich seltener impfen.
Wenn Sie sich Sorgen machen, sollten wir hinzufügen: Die Forscher behaupteten nicht, dass Vegetarismus diese Krankheiten verursacht. Es handelt sich um einen Zusammenhang, nicht um eine Ursache. Auch Epidemiologin Nathalie Burkert, die an der Studie beteiligt war, warnte davor, dass der Grund für diesen Zusammenhang auch darin liegen könnte, dass Menschen mit Problemen eher eine Ernährungsumstellung wählen - also Vegetarier werden, weil sie bereits gesundheitliche Probleme haben.
Britische Studie: Weniger Herzkrankheiten, mehr Schlaganfälle?
Auch britische Wissenschaftler haben mit einer Studie, die in der angesehenen Zeitschrift British Medical Journal veröffentlicht wurde, für Aufsehen gesorgt. In einer 18-jährigen Studie mit 48.000 Teilnehmern stellten sie fest, dass Vegetarier und Veganer zwar weniger Herzkrankheiten haben, aber gleichzeitig um 20 %anfälliger für Schlaganfälle sind.
Der Grund? Zunächst dachten sie, dass ein Mangel an Vitamin B12, das in pflanzlichen Lebensmitteln praktisch nicht vorkommt, die Ursache ist. Dieses Vitamin spielt eine wichtige Rolle im Nervensystem und bei der Bildung roter Blutkörperchen. Wenn es nicht ausreichend vorhanden ist, kann es zu Problemen mit der Blutzirkulation und auch zu Hirnschäden kommen.
B12 findet sich hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Milch und Eiern. Daher wird Vegetariern und Veganern empfohlen, angereicherte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen. Wenn sie das nicht tun, steigt das Risiko für Probleme deutlich an.
Die Forscher wiesen jedoch auch auf eine andere mögliche Erklärung hin: Möglicherweise liegt die höhere Häufigkeit von Schlaganfällen nicht nur an der Ernährung, sondern auch an Unterschieden im gesamten Lebensstil: zum Beispiel Stress, Schlaf, körperliche Aktivität.
Vegetarismus ist nicht eindeutig
Manchmal scheint der Vegetarismus eine Art magische Diät zu sein, die ein langes Leben und vollkommene Gesundheit bringt. Die Wahrheit ist jedoch komplexer. Es gibt eine Vielzahl von Versionen: von Veganern bis zu denen, die Milchprodukte, Eier, sogar Fisch essen. Jede dieser Varianten hat ihre Vorzüge und Tücken.
Zum Beispiel: Proteine sind für den Körper unerlässlich. Ohne sie gibt es keine Muskeln, Hormone und gesunde Haut. Fleisch enthält sie reichlich, während sie in pflanzlichen Lebensmitteln etwas schwieriger zu bekommen sind. Auch Eisen ist aus Fleisch leichter verfügbar als aus pflanzlichen Quellen. Wenn zu wenig davon aufgenommen wird, kann es zu Anämie kommen, was Müdigkeit, schlechtere Konzentration und Blässe bedeutet.
Aber keine Sorge, Eisen kann auch aus pflanzlichen Quellen wie Hülsenfrüchten, Trockenfrüchten, Vollkornmehl und Kürbiskernen bezogen werden. Sie müssen nur mit Vitamin-C-reicher Nahrung kombiniert werden (z.B. Sauerkraut, Paprika oder Zitrone), da dies die Eisenaufnahme verbessert.
Pflanzliche Ernährung: Vorteile, die nicht übersehen werden dürfen
Auf der anderen Seite steckt pflanzliche Ernährung voller Ballaststoffe, Antioxidantien und Substanzen, die vor Herzerkrankungen, Typ-2-Diabetes, hohem Blutdruck und bestimmten Krebsarten schützen.
Zum Beispiel zeigte eine große Metaanalyse aus dem Jahr 2019, an der über 300.000 Menschen teilnahmen, dass der Verzehr von mehr Obst und Gemüse das Risiko eines vorzeitigen Todes um 25 % verringert.
Auch das LDL-Cholesterin, das als schlechtes Cholesterin bezeichnet wird, ist bei Vegetariern in der Regel niedriger, was ein geringeres Risiko für verstopfte Arterien und Herzinfarkte bedeutet. Außerdem haben Pflanzenesser auch einen niedrigeren Body-Mass-Index, was bedeutet, dass sie seltener fettleibig sind - und Fettleibigkeit ist heutzutage bereits eine weltweite Pandemie. Laut WHO haben fast 2 Milliarden Menschen weltweit Übergewicht.
Was sagen Volksheiler?
In der Volksheilkunde gilt seit Jahrhunderten das Prinzip der Mäßigung. Unsere Vorfahren aßen nicht jeden Tag Fleisch - oft nur an Feiertagen oder Sonntagen. Die Ernährung basierte auf Getreide, Hülsenfrüchten, Wurzeln und fermentierten Gerichten - zum Beispiel Sauerkraut und Rüben, die natürliche Probiotika sind.
Nach alter Tradition ist ein Mann, der jeden Tag Fleisch isst, so schnell wie ein Hirsch, aber manchmal überholt ihn das Herz. Das war die Art und Weise, wie die alten Menschen darauf hinwiesen, dass zu viel Fleisch, insbesondere rotes, nicht gut für das Herz ist. Heute bestätigt auch die Wissenschaft dies: Der regelmäßige Verzehr großer Mengen roten Fleisches erhöht das Risiko für Dickdarmkrebs, Herzerkrankungen und sogar einen vorzeitigen Tod.
Was raten Experten?
Dr. Frankie Phillips vom Britischen Diätetikerverband betont, dass die Ernährung, egal ob mit Fleisch oder ohne, vielfältig, ausgewogen und geplant sein sollte. Sie betont die Bedeutung des Verzehrs von lokalen, saisonalen Lebensmitteln, Vollwertkost und der Vermeidung stark verarbeiteter Produkte