Datum: 22. OKT 25 - GUT ZU WISSEN
Essen, das schneller süchtig macht als Schokolade – und Sie merken es nicht
Wenn Sie mitten in der Nacht den Kühlschrank öffnen, obwohl Sie nicht hungrig sind, kann das ein Zeichen dafür sein, dass Sie süchtig sind … Nein, nein, es ist nicht Schokolade. Es ist etwas viel Gefährlicheres …

Wissenschaftler der Universität Michigan haben etwas herausgefunden, das selbst sie überrascht hat. Das am stärksten süchtig machende Essen der Welt ist nicht Schokolade.

Was bedeutet es, dass Essen süchtig macht?

Wenn wir sagen, dass uns ein Essen süchtig macht, meinen wir nicht nur, dass es uns schmeckt. Wir sprechen von einer tatsächlichen biochemischen Abhängigkeit, ähnlich wie sie durch Tabak, Alkohol oder sogar bestimmte Drogen hervorgerufen wird. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass verarbeitete Lebensmittel (also solche, die industriell bearbeitet werden, damit sie länger halten und besser schmecken) die gleichen Eigenschaften wie Suchtmittel haben. Sie enthalten konzentrierte Fette und raffinierten Zucker, die im Gehirn große Mengen an Dopamin freisetzen – das ist das Wohlfühlhormon.

Dopamin wirkt als natürliche Belohnung: Der Körper gibt es frei, wenn wir etwas tun, das uns guttut – zum Beispiel essen, uns bewegen oder uns verlieben. Wenn die Dosen jedoch künstlich hoch sind, vergisst das Gehirn das Gleichgewicht. Und genau das macht industriell hergestelltes Essen: Es überflutet unsere Nervenbahnen mit einem schnellen Gefühl der Befriedigung, das aber rasch wieder verschwindet. Also suchen wir es erneut.

Was sagt die Wissenschaft, und was haben Forscher noch herausgefunden?

In einer Studie, die an der Universität Michigan durchgeführt und bereits 2020 veröffentlicht wurde, waren 504 Teilnehmer eingeschlossen. Sie mussten angeben, welche Lebensmittel bei ihnen das Gefühl auslösen, dass sie nicht aufhören können zu essen. Später wurde die Studie noch einmal online wiederholt; im Frühjahr 2025 wurden weitere 384 Personen aus verschiedenen Ländern hinzugezogen.

Das Ergebnis?

Auf Platz 1 stand nicht Schokolade, wie man vielleicht erwartet hätte, sondern … Pizza!

Ja, ganz normale Pizza. Die durchschnittliche Suchtbewertung lag bei 4,01 von 7. Es folgten Schokolade (3,73), Chips (3,73), Kekse und Eiscreme.

Interessant: Ganz unten auf der Liste finden sich Lebensmittel, von denen wir alle wissen, dass sie gesund sind: Gurken, Karotten und Bohnen. Sie erhielten Bewertungen unter 2,0, was bedeutet, dass von ihnen praktisch keine Suchtgefahr ausgeht.

Warum sind Pizza, Chips und Schokolade wie Mini-Drogen fürs Gehirn?

Industriell verarbeitete Lebensmittel sind so hergestellt, dass man schwer „Nein“ sagen kann. Industrielle Rezepte kombinieren drei Schlüsselelemente: Zucker, Fett und Salz. Wenn wir sie zusammen essen, erzeugen sie eine starke chemische Reaktion im Gehirn, die eine Dopaminwelle auslöst – fast so stark wie bei einer Zigarette oder Alkohol.

Damit Sie es sich besser vorstellen können:
  • Schon eine Scheibe Pizza kann bis zu 150 % mehr Dopamin freisetzen als eine gleichkalorische Mahlzeit aus natürlichen Zutaten (zum Beispiel Reis mit Gemüse).

Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigte, dass der Verzehr von Chips die Aktivität des Belohnungszentrums im Gehirn um 60 % erhöht im Vergleich zu normal gekochten Kartoffeln.

Und das Schlimmste: Wenn sich diese Belohnungen wiederholen, steigt die Schwelle für Zufriedenheit. Das bedeutet, wir müssen immer mehr essen, um das gleiche Gefühl zu erreichen.

So entsteht ein Teufelskreis: Je mehr wir essen, desto mehr wollen wir. Und da diese Speisen billig, verfügbar und lecker sind, werden sie zu unserem Alltag.

Was sagt die Volksweisheit?

Auch wenn wir heute Laborwerten und Messungen gerne vertrauen, kannten unsere Großeltern schon lange eine einfache Wahrheit: Was zu salzig, zu fett oder zu süß ist, bringt kein Glück. Auf dem Land fiel auf, dass Menschen, die überwiegend hausgemachte, saisonale Kost wie Kartoffeln, Kohl, Bohnen und Äpfel aßen, keine Probleme mit Überessen hatten.

Warum? Weil solche Lebensmittel von Natur aus ausgewogen sind. Sie enthalten Ballaststoffe, Mineralien und natürlichen Zucker, der langsam freigesetzt wird.

Volksheilmittel wie Sauerkraut, hausgemachte Suppe, Apfelessig oder sogar ein Löffel Leinöl hatten eine Rolle, die man heute als natürlichen Entgifter bezeichnen könnte. Sie halfen, den Appetit zu regulieren und den Magen zu beruhigen, wenn das Essen zu schwer oder zu viel war.

Was können Sie selbst tun?

Wenn Sie befürchten, dass Pizza Ihnen zu schnell unter die Haut geht, gibt es ein paar bewährte Tricks. Es geht nicht um Diät – sondern um eine Rückkehr zum Gleichgewicht.
  • Essen Sie jeden Tag mindestens eine Mahlzeit, die Sie selbst zubereiten. Hausgemachtes hat weniger versteckte Fette und Zucker. Eine Studie von 2024 (Harvard School of Public Health) zeigte, dass Menschen, die mindestens 5-mal pro Woche selbst kochen, 42 % weniger verarbeitete Fette aufnehmen.

  • Trinken Sie Wasser vor dem Essen. Alte Weisheit sagt: Erst ein Schluck Wasser, dann ein Bissen Brot. Das ist kein leeres Sprichwort. Wasser füllt den Magen und hilft, das Hormon Leptin zu regulieren, das dem Gehirn signalisiert, wenn wir satt sind.

  • Fügen Sie bittere Geschmacksnoten hinzu. Bitterstoffe (in Chicor{-15447}e, Löwenzahn, Wermut, Apfelessig) wirken wie ein natürlicher Reset fürs Gehirn. Sie verringern die Lust auf Süßes und Fettiges. Alte Heilkundige empfahlen nach Festtagen immer eine bittere Kur – zum Beispiel Tee aus Wermut oder Löwenzahn ...

  • Essen Sie langsam und bewusst. Wer langsamer isst, nimmt bis zu 20 % weniger Kalorien auf, da das Gehirn etwa 20 Minuten braucht, um das Sättigungsgefühl zu registrieren.

  • Ausreichend Schlaf ist wichtig! Schlafmangel erhöht das Hungerhormon Ghrelin um 28 % und senkt das Sättigungshormon Leptin um 18 %. Das bedeutet, dass Sie am nächsten Tag besonders Lust auf salzige und fettige Speisen bekommen.

Was passiert, wenn wir weniger verarbeitete Lebensmittel essen?

Die Ergebnisse sind schnell sichtbar und wissenschaftlich bestätigt:
  • Nach 7 Tagen weniger verarbeiteter Lebensmittel sinkt das Verlangen danach um fast 50 %.
  • Nach 3 Wochen fühlt man sich energiegeladener und schläft besser.

  • Nach 8 Wochen (nachgewiesen in einer Studie von 2022 an 300 Teilnehmern) sinkt der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) um 1,3 Punkte – ohne spezielle Diät.

  • Menschen, die in einer Studie Pizza und Chips gegen Hausmannskost (z. B. gekochte Kartoffeln, Gemüse und Eiweiß) austauschten, berichteten nach zwei Monaten über:
    • Weniger Angst (–30 %),

    • Mehr Energie (+25 %),

    • und besseren Schlaf (+35 %).
Warum das nicht nur Kopfsache ist

Früher dachte man, Überessen sei eine Frage der Willenskraft. Heute weiß man, dass es ein chemischer Prozess im Körper ist. Wenn wir zucker- und fettreiche Nahrung zu uns nehmen, schüttet der Körper Insulin aus, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Aber wenn wir das zu oft tun, gewöhnt sich der Körper an das Insulin und es entsteht sogenannte Insulinresistenz. Das führt zu Energieschwankungen, Müdigkeitsgefühlen und noch mehr Heißhunger.

So schließt sich der Kreis: Essen – Dopamin – kurzes Glück – Energieabfall – neues Verlangen nach Nahrung.

Alte Lösungen, die immer noch wirken

Die Menschen wussten schon immer, wie sie ihren Appetit mit natürlichen Mitteln regulieren können.
  • Sauermilch oder Kefir halfen, den Magen nach einer schweren Mahlzeit zu beruhigen.

  • Heiße Suppe aus Wurzeln (Petersilie, Sellerie, Steckrübe) wirkte reinigend.

  • Tee aus Fenchel oder Kümmel half, wenn der Magen mehr verlangt hat, als er eigentlich konnte.

  • Ein Löffel Apfelessig im Wasser vor dem Essen senkt den Blutzucker um 10 bis 20 %, wie eine Studie aus Tokio (2021) zeigt.

All das sind Methoden, die die Menschen schon seit Jahrhunderten kannten – und heute bestätigt auch die Wissenschaft, dass sie wirken.

Woran erkennen Sie, dass Sie dem Essen verfallen sind?

Obwohl es in der offiziellen Medizin noch keine Diagnose für Lebensmittelabhängigkeit gibt, gibt es Anzeichen dafür. Wenn Sie sich in mehr als drei der folgenden Punkte wiedererkennen, ist es vielleicht Zeit, verarbeitete Lebensmittel zu reduzieren:
  • Sie sagen sich oft: "Nur noch dieses Stück", essen dann aber die ganze Packung;

  • Nach dem Essen fühlen Sie sich schuldig oder müde;
  • Sie greifen bei Stress zu Essen, obwohl Sie nicht hungrig sind;

  • Sie können mit bestimmten Lebensmitteln nicht aufhören, obwohl Sie wissen, dass sie Ihnen nicht guttun.

Der Weg zurück zum echten Essen

Auch wenn wir in einer Zeit leben, in der wir alles in wenigen Minuten bestellen können, sollten wir uns eine einfache Regel merken: Lebensmittel ohne Etikett sind fast immer eine gute Wahl.

Natürliche, einfache Lebensmittel (Apfel, gekochte Kartoffel, Suppe, Nüsse) machen nicht süchtig – sie nähren uns und verführen uns nicht.

Und wenn Sie sich mal mit Pizza oder Chips „versündigen“, ist das kein Problem. Der Körper ist unglaublich anpassungsfähig – wir müssen ihm nur die Gelegenheit (und Zeit) geben, wieder echte Aromen zu spüren.
 
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Februar 2015
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