Wenn wir über Ernährung sprechen, denkt mancher zuerst an die Rezepte der Großmutter, hausgemachte Kräutertees und saure Milch für Stärke und einen gesunden Darm ... Aber die Zeiten haben sich geändert.
Heutzutage ist es schwer, Zeit zum Kochen zu finden, und noch schwerer ist es, im Geschäft gesunde Lebensmittel zu finden, die sich der Durchschnittsbürger noch leisten kann. Und das ist nicht nur ein Gefühl, das jetzt auch von Zahlen bestätigt wird.
Für viele ist gesunde Ernährung zu teuer
Eine Gruppe von Forschern führte in den USA eine umfangreiche Studie durch, an der 2765 Menschen aus sechs größeren Städten teilnahmen. Jeder wurde danach befragt, was er isst, wo er Nahrungsmittel einkauft und wie die Preise in seinen örtlichen Geschäften sind. Dann wurde alle von den Menschen verzehrte Nahrung in zwei Gruppen aufgeteilt - gesunde und ungesunde. Zu den gesunden Lebensmitteln gehörten frisches Gemüse, Obst und Milchprodukte. Unter den Ungesunden waren Süßigkeiten, Softgetränke, verarbeitete Snacks und ähnliche leere Kalorien.
Die Ergebnisse waren so klar wie der Tag. Dort, wo gesunde Nahrung teurer war, griffen die Menschen häufiger zu ungesunden Optionen. Und interessanterweise war dies am wenigsten offensichtlich bei den ärmsten Menschen. Die Ärmsten ernährten sich bereits meist von den billigsten Lebensmitteln, unabhängig davon, wie gesund sie waren. Die größte Veränderung war bei der Mittelklasse zu erkennen, die ein festes Einkommen hat, aber dennoch genau überlegen muss, was sie in den Einkaufswagen legt.
Preise sprechen für sich: Joghurt oder Schokoladengetränk?
Wenn man die Preise von Grundnahrungsmitteln bei uns vergleicht, ergibt sich ein ähnliches Bild. Ein Liter fettarmer Naturjoghurt kostet etwa 1,60 Euro, während eine Flasche eines gleich großen Softgetränks oft für weniger als einen Euro erhältlich ist. Für ein Kilogramm frische Paprika können Sie auch 3 Euro ausgeben, während eine Tüte Chips mit 150 Gramm oft auf 99 Cent reduziert ist.
In den letzten zehn Jahren sind die Preise für Obst in vielen Ländern um 37 % gestiegen, die Preise für Gemüse um 34 %, während sich die Preise für Süßgetränke und verarbeitete Lebensmittel wesentlich langsamer ändern, manchmal sogar aufgrund von Aktionen und Sonderangeboten fallen. Ähnliche Trends werden in ganz Europa beobachtet.
Und was ist mit der Gesundheit?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt an, dass Fettleibigkeit eines der am schnellsten wachsenden Gesundheitsprobleme der modernen Zeit ist. Im Jahr 2022 waren laut ihren Daten weltweit über 650 Millionen Erwachsene fettleibig, was bedeutet, dass jeder achte Mensch auf der Welt Übergewicht hat. In Europa kämpfen bereits mehr als 58 % der Erwachsenen damit, wobei fast jeder fünfte bereits als fettleibig eingestuft ist.
Es geht nicht nur um Ästhetik. Fettleibigkeit ist mit mehr als 30 verschiedenen Krankheiten verbunden, darunter Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Herzprobleme und sogar einige Krebsarten. Darüber hinaus wirkt sich die Fettleibigkeit auch auf die Schlafqualität, die Konzentration und das psychische Wohlbefinden aus.
Warum ist gesunde Ernährung nicht zugänglicher?
Hier können wir uns der Volksweisheit bedienen: Was gut ist, ist nicht billig. Aber im Falle von Lebensmitteln sollte es genau umgekehrt sein. Gesunde Ernährung sollte am billigsten sein, da sie die Grundlage für ein langes, gesundes und produktives Leben bildet. Das Problem liegt jedoch in Subventionen und Agrarpolitik. Verschiedene Anreize unterstützen eher den Anbau von Mais, Weizen und Zucker als den von Obst und Gemüse.
In den USA entfallen beispielsweise mehr als 60 % aller landwirtschaftlichen Subventionen auf die Produktion von Getreide, das dann in Maissirup und andere billige Zusätze für verarbeitete Lebensmittel umgewandelt wird. Ähnliches gilt für die Europäische Union, wo das System der Gemeinsamen Agrarpolitik weiterhin eher die Menge als die Qualität belohnt. Die Folge? Süßigkeiten und Snacks voller Zusatzstoffe sind oft billiger als Bio-Äpfel.
Was sagt die Volksweisheit?
Die Menschen wissen seit Jahrhunderten, was dem Körper guttut. Alte Rezepte wie fermentierte saure Milch, natürlicher Apfelessig, Brennnesseltee und hausgemachte Zwiebelsuppe sind nicht zufällig entstanden. Sie hatten ihre Logik, die heutige Studien sogar bestätigen. Fermentierte Produkte enthalten beispielsweise gute Bakterien, die die Verdauung regulieren und die Immunität stärken. Brennnessel ist reich an Eisen und Vitaminen. Und Apfelessig hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, was das Verlangen nach Süßigkeiten reduzieren kann.
Deshalb lohnt es sich zu fragen: Können wir heute, inmitten des Glanzes von Werbung und Sonderangeboten, immer noch unserem gesunden Menschenverstand folgen? Werden wir eher einer Werbung für vitaminisierte Bonbons glauben als einer hausgemachten Suppe aus gesunden Zutaten?
Es gibt Lösungen – aber sie sind nicht sofortig
Wenn wir als Gesellschaft Fettleibigkeit reduzieren und die Menschen zu einem gesünderen Leben ermutigen wollen, müssen wir zuerst sicherstellen, dass gesunde Ernährung zugänglicher und erschwinglicher wird. Lokale Initiativen wie Gemeinschaftsgärten, Direktvermarktung von Bauernhöfen und schulische Ernährungsprogramme können hierbei helfen. Eine positive Einstellung zur Nahrung beginnt bereits im Kindesalter.
Darüber hinaus sollten wir auch über steuerliche Anreize nachdenken. In einigen Ländern wurden bereits höhere Steuern auf Süßgetränke eingeführt. Mexiko (das als größter Konsument von Coca-Cola gilt) reduzierte dadurch den Konsum im ersten Jahr um 7,6 %. In Finnland haben ähnliche Maßnahmen den Verbrauch von Süßigkeiten unter Jugendlichen um fast 15 % verringert.
Auf die Frage, ob billige ungesunde Lebensmittel schuld an Fettleibigkeit sind, lautet die Antwort: Ja, und das auf mehreren Ebenen. Es geht nicht nur um die Entscheidung des Einzelnen, sondern um ein breiteres systemisches Problem, das durch Wirtschaft, Werbung und Politik angetrieben wird. Dennoch haben wir alle als Individuen immer noch die Wahlmöglichkeit. Jedes Mal, wenn wir zu Nahrungsmitteln greifen, entscheiden wir nicht nur über unsere Mahlzeit, sondern auch über unsere Gesundheit in zehn Jahren.
Deshalb laden wir Sie ein, sich bei Ihrem nächsten Einkauf etwas mehr Zeit zu nehmen, sich die saisonale Ecke mit Obst und Gemüse anzusehen, einen Becher Joghurt ohne Zusatzstoffe auszuwählen und sich zu Hause einen Tee aus Minze oder Brennnessel zuz